Lasst das mit dem Marketing, tatsächliche Transformationen braucht die Welt
Öko, Fairtrade und Zero Waste sind total en vogue, vor allem bei der Generation Y und Z – und das schon seit einigen Jahren. Dass Nachhaltigkeit sehr viel mehr ist als nur ein kurz aufbrennendes Phänomen, ist inzwischen bekannt. So ist das Thema seit einigen Jahren nicht mehr aus dem gesellschaftlichen Diskurs wegzudenken. Die Zunahme von Umweltkatastrophen, beschleunigt durch den Klimawandel, sowie steigende Ressourcenknappheit sind nur einige der Faktoren, welche diese Entwicklung fördern. Insbesondere durch die dadurch entstandene Fridays for Future Bewegung hat es das Thema Klimaschutz weit nach oben auf die Tagesordnung von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie der Regierung geschafft. Damit ist Nachhaltigkeit nicht nur zu einem Mainstream-Thema in den Medien, sondern auch in der Wirtschaft geworden.
Nachhaltigkeit goes Mainstream – Viele Leuchttürme und wenig dahinter
Schon seit den 1960er-Jahren verschreiben sich Unternehmen vermehrt ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen. Die einen aus freien Stücken, die anderen aufgrund der öffentlichen Erwartungshaltung oder regulatorischen Beschränkungen. Bei den Dritten ist es mehr Schein als Sein, sie suggerieren lediglich nachhaltiges Engagement („green washing“). Generell ist jedoch zu beobachten, dass ein verstärktes Umweltbewusstsein ins Zentrum der Unternehmensaktivitäten gerückt ist – ohne dabei wirtschaftliche Interessen aus dem Blick zu verlieren.
Für lange Zeit waren einzelne Maßnahmen in derartigen Bereichen ausreichend, um sich als Unternehmen positiv hervorzuheben. Die Optimierung des Energieverbrauchs, der Bezug von erneuerbaren Energien sowie ein effizientes Abwasser- oder Abfallmanagement sind nur einige Beispiele dafür. Unternehmen schmückten sich mit der Nutzung von Energiesparlampen, recyceltem Druckerpapier oder Fairtrade Kaffee für die Mitarbeitenden. Mittlerweile gehören solche Maßnahmen bereits zum „guten Ton“. Ähnlich verhalten sich Initiativen zur Förderung der sozialen Unternehmensausrichtung hin zu mehr Gleichberechtigung, Familienfreundlichkeit und Inklusion. Allerdings ist auch diesbezüglich ein Großteil der Unternehmen bei der Durchführung selektiver Einzelmaßnahmen stehen geblieben. Über kleine, vor allem unternehmensinterne Aktionen mit Symbolcharakter, gingen nur Wenige hinaus.
Klar ist, dass alle Bemühungen, mögen sie noch so klein sein, für die langfristige Entwicklung zu einer nachhaltigen Wertegesellschaft wichtig sind. Aber Unternehmen haben ihre Corporate Social Responsibility (CSR)-Aktivitäten viel zu lange auf einzelne Leuchtturm-Projekte beschränkt. Das ist bei unserem aktuellen Kurs nicht mehr genug.
Nachhaltigkeit 2020 – Von symbolischen Einzelprojekten zu wirkungsorientierter Unternehmensstrategie
Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen appellieren an Wirtschaft, Regierungen und die Zivilbevölkerung sozial, ökologisch und ökonomisch zu handeln. Daraus lassen sich fünf Transformationsfelder ableiten, in denen Unternehmen aktiv werden müssen: Ressourcen, Klima, Biodiversität, Gesellschaft und Fairness. Im Gegensatz zu den Anfängen von Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen geht es nun nicht mehr um marginale, marketingreife Bemühungen, sondern um die Erzielung tatsächlicher Wirkungen. Damit kristallisiert sich aktuell heraus, welche Unternehmen den Kern von Nachhaltigkeit erfasst haben, Verantwortung übernehmen und eine tiefgreifende, gesamtgesellschaftliche Veränderung herbeiführen möchten. Essenziell ist es dabei, dass Unternehmen ihr Kerngeschäft und ihre gesamte Wertschöpfungskette erfolgreich nachhaltig transformieren.

Zur Bewahrung unseres Planeten, seiner Ökosysteme und Artenvielfalt sind zukunftsweisende Prozessinnovationen und Technologien erforderlich. Insbesondere ressourcen- und energieintensive Industrien wie der Grundstoffindustrie, dem Verkehrssektor sowie der Energieindustrie kommt die nicht triviale Aufgabe zu, ihren Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. Aber auch auf den ersten Blick unscheinbarere Industrien wie die Textil- und Bekleidungsindustrie oder die Lebensmittelbranche sind im Zugzwang.
Neben der Vielzahl an ökologischen Themen, welche meist im Zentrum der Nachhaltigkeitsdiskussionen in Medien und Öffentlichkeit stehen, gilt es gleichzeitig, die gesellschaftliche und soziale Komponente von Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen. Die globalen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie haben an diversen Stellen gesellschaftliche Asymmetrien verstärkt, welche es zu mindern gilt. Die Verhinderung einer gesellschaftlichen Spaltung in arm und reich, in Digital Natives und Digital Immigrants, in ansässige und zugewanderte Personengruppen – all jenen Separationen ist entgegenzuwirken. Unternehmen kommt in diesem Zusammenhang vor allem eine große Verantwortung hinsichtlich der fairen Behandlung von Menschen in ihrem direkten sowie indirekten Einflussbereich – entlang der gesamten Wertschöpfungskette – zu.
Langfristiger Erfolg für nachhaltige Unternehmen – Nicht nur für Umwelt & Gesellschaft, sondern auch für Shareholder
Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur eine Möglichkeit für Unternehmen, junge, talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren oder an sich zu binden. Vielmehr zeigt sich vermehrt, dass sich die konsequente Ausrichtung des Geschäftsmodells auf Nachhaltigkeit positiv auf die finanzielle Performance eines Unternehmens, z.B. an der Börse, auswirken kann. Ebenso erschließen nachhaltige Unternehmen mit ihren disruptiven Lösungen breitere Kundengruppen. Insgesamt werden dadurch Unternehmen, welche die Entwicklungen hin zur Nachhaltigkeit verschlafen, abgehängt. Dies lässt sich sehr gut am Beispiel der Elektromobilität veranschaulichen: Der amerikanische Pionier hat die Platzhirsche der Automobilindustrie weit hinter sich gelassen und weist nun einen größeren Börsenwert auf als alle deutschen Wettbewerber zusammen. In der Lebensmittelindustrie preschen aktuell Unternehmen mit pflanzenbasierten Fleisch-Alternativen voran. Ein bekannter deutscher Fleischwarenhersteller, der sich dem veränderten Konsumtrend erfolgreich angepasst hat, macht mittlerweile mehr Umsatz mit seinen vegetarischen und veganen Produkten als mit fleischbasiertem Aufschnitt.

Neue Chancen für Nachhaltigkeit durch COVID-19 – doch welche Unternehmen nutzen sie?
Entscheidend ist, dass sich wirtschaftliche Einheiten über ihren Wirkbereich und die daraus entstehende Verantwortung bewusst werden. Strategisch sind Bereiche zu identifizieren, auf welche das Unternehmen den größten Einfluss hinsichtlich der Transformationsfelder hat, und in denen exponentiell positive Wirkungen erzielt werden können. Die darauf ausgerichteten Aktivitäten sind ziel- und wirkungsorientiert zu gestalten und umzusetzen. So wird sich in den kommenden Jahren immer mehr die Spreu vom Weizen trennen: Wer transformiert sich erst, wenn ihn die regulatorischen Rahmenbedingungen in die Knie zwingen und wer hat die Weitsicht, als Vorreiter den ersten Schritt zu machen? Die beschleunigte Digitalisierung durch COVID-19 hat für viele Unternehmen die Pforte zur nächsten Phase der Nachhaltigkeit geöffnet. Doch welche Unternehmen werden diese Chance ergreifen und sich trauen, den Weg hin zu einem holistisch nachhaltigen Geschäftsmodell zu beschreiten?
Ausblick: Transformationsfelder unter der Lupe
Was genau steckt hinter den ökologischen und sozialen Transformationsfeldern? Wie erzielen Unternehmen quantifizierbare Wirkungen in den Bereichen Klima, Ressourcen, Biodiversität, Gesellschaft oder Fairness? Hierzu erfahren Sie mehr in unseren Themen Deep Dives.
Themen Deep Dive 1 - Klima
Themen Deep Dive 2 - Biodiversität
Themen Deep Dive 3 - Ressourcen
Themen Deep Dive 4 - Fairness
Themen Deep Dive 5 - Gesellschaft
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